Vergangenes Wochenende besuchte ich Freunde, die ein Haus im Dörfchen Pelago, Provinz Florenz, besitzen, das auf der Hügellandschaft Colline del Chianti liegt. Sie können sich wirklich glücklich schätzen! Das dank der Verschmelzung der toskanischen und apulischen Offenheit (Regionen, aus denen sie stammen) besonders gastfreundliche Pärchen Anna und Paolo verwöhnte mich mit atemberaubenden Ausblicken und Speisen, die sie im Holzofen zubereiteten. Dank ihres Lebensstils, der sie durch ganz Italien geführt hat, lernten sie die weingastronomische Kultur jedes Landesteiles kennen und nahmen sie für sich in Anspruch.

So findet sich auf ihrem Tisch stets eine prachtvolle, jedoch unerwartete Mischung wieder, bei der auf eine triumphierende „Tiella Barese“ mit Reis, Kartoffeln und Miesmuscheln eine perfekte gegarte Tagliata von der Chianina alla brace (am Rost gegrilltes Chianina-Rind) folgt. Dazu wird das Fladenbrot Focaccia ligure gereicht. Zusammengefasst ist ein Wochenende bei Anna und Paolo eine Art Intensiv-Workshop, der alle Sinne anspricht. Natürlich konnte ich nicht mit leeren Händen kommen!

Meine Wahl: Brunello di Montalcino und Sangiovese

Ich habe den Bestand in meinem Weinkeller zusammengefasst und nach kurzer Bedenkzeit einen Entschluss gefasst: Für derart leidenschaftliche und lebhafte Gastgeber brauche ich einen geschichtsträchtigen Wein. Nein, eher zwei. Eine Flasche war ein Brunello Melini 2011, die andere ein Sangiovese di Romagna Doc Superiore Riserva „Terredelsol“ La Pennita aus dem Jahr 2009. Der erste Wein ist ein Meilenstein der toskanischen Premiumqualität mit einer Tradition, die so alt ist wie der Chianti; der zweite Wein stammt aus der Romagna und wird dort von einem Weinbauer, der mit Bescheidenheit und Hingabe das Erbe seines Vaters übernommen hat, produziert.

Das Mittagessen war vortrefflich, ohne Vorbehalt. Ich ahnte bereits im Vorhinein, dass es schmackhaftes Fleisch geben würde, und meine Weine entpuppten sich als perfekte Begleiter.

Brunello Melini: Jahrhundertelange Weintradition in einem Glas

Der Brunello Melini stammt von einem Weingut, das zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstand und im Laufe der Jahre in Italien und im Ausland Bekanntheit erlangte. Dadurch erzielte das Weingut 1877 den ersten Rekord, den es bis heute halten konnte: Es ist das im Ausland am häufigsten gehandelte Weingut der Toskana.

Der Brunello dieses Weinguts ist ein Meisterwerk der Ausgeglichenheit und Harmonie, der dem sanften Pressen und dem geduldigen Warten zu verdanken ist: Die Reifezeit beträgt zwei Jahre im Holzfass und mindestens vier Monate in der Flasche. Die weiche und gleichzeitig kräftige Struktur des Weins regt den Geruchssinn mit Aromen von Zwetschgenmarmelade, Tabak und Lakritze an, die am Gaumen lange wahrzunehmen sind und den Wein weich und trocken machen. Ein guter Brunello passt perfekt zu rotem Fleisch, Trüffel und gereiftem Käse.

Sangiovese La Pennita: eine vererbte und gefestigte Tradition

Der Sangiovese Superiore La Pennita, mein zweiter Verbündeter für das kulinarische Wochenende, spiegelt die entschlossene und lebhafte Persönlichkeit seines Produzenten Gianluca in allen Nuancen wider. Gianluca ist ein Weinbauer aus der Romagna, der schon sehr früh das Erbe seines Vaters Edmeo gekonnt übernommen und die Familientradition erneuert hat. Dieser Wein, der zu 100% aus Sangiovese-Trauben besteht, weist eine rubinrote Farbe sowie typische Gewürznoten, begleitet von Aromen roter Früchte auf. Am Gaumen ist der Wein rund und vollmundig mit reifen und süßen Tanninen. So bereitet er den Gaumen perfekt auf den nächsten Bissen Tagliatelle mit Fleischsauce oder gebratenes Fleisch vor.

Ein festlich geschmückter Tisch, gastfreundliche Freunde, das Feuer im Kamin und unsere Gläser, die mit Glück gefüllt sind: Der Herbst ist zweifelsohne meine liebste Jahreszeit.