In der „Taverna delle tre lumache“ - unweit von der Ponte Vecchio - erlangte ein junger Kellner rund um das Jahr 1475 Bekanntheit. Dieser Kellner hatte sehr originelle Ideen und genaue Vorstellungen von gewissen Dingen. So wurde er eines Tages Koch. Nachdem er befördert wurde, setzte er sich zu allererst dafür ein, dass die Portionen an Fleisch und Beilagen kleiner wurden, denn seiner Meinung nach sollten alle Gerichte hochwertiger erscheinen.

Natürlich wurde die Neuerung von den Gästen der Taverne nicht besonders geschätzt und so verlor der junge Kellner seine Arbeit. Dennoch wissen wir auch trotz der weit zurückliegenden Zeit, in der der erste Food Designer lebte, noch heute wie er hieß: Es war Leonardo da Vinci.

Küchenutensilien

Das Interesse für die Küche war bei Leonardo da Vinci nicht nur vorübergehend, um damit seinen Lebensunterhalt, während er als Praktikant im Laden des Renaissancekünstlers Andrea del Verrocchio arbeitete, zu verdienen. Vor zwei Jahren wurde beispielsweise in einem Saal des Schlosses Plessis-Macé in der französischen Region Loire unter Anwesenheit von Historikern, Ingenieuren, Behörden, Journalisten und einem Hähnchen zum ersten Mal sein Drehspieß (den er lediglich gezeichnet hatte) verwendet. Und der Drehspieß funktionierte einwandfrei, er war 20 Minuten in Betrieb.

Danach entwickelte Leonardo da Vinci Öfen, Schneidemaschinen, Korkenzieher, Mixer, Pfeffermühlen und einen windbetriebenen Eierteiler (was auch immer das sei!) und man sagt, dass er am Hof von Ludovico il Moro, Herzog von Mailand und langjähriger Mäzen des italienischen Genies, sogar die Serviette erfunden hat. Es kann sein, dass Leonardo da Vinci auch die erste Maschine zur Herstellung von Spaghetti zuzuordnen ist (man sagt, dass er sie in einer schwarzen Schachtel bei sich trug), während er zweifelsohne mehr als drei Jahre seines Lebens dafür aufgewendet hat, einen der bekanntesten gedeckten Tische der Geschichte, jenen des Letzten Abendmahles, zu zeichnen. Dabei handelt es sich um das Fresko, das heute im Kloster Santa Maria delle Grazie bestaunt werden kann.

Leonardo da Vinci in der Küche

Er baute Räumlichkeiten für diplomatische Essen, gab Anweisungen zum Verhalten bei Tisch und beschäftigte sich mit der Anordnung von Tellern, Gläsern und Besteck. Aber sehr gerne stand er auch - wie bei seiner ersten Arbeitsstelle- am Herd und er selbst behauptete in einem Brief aus dem Jahr 1482 Kuchen backen zu können, «die einzigartig sind».

Außerdem ist den Schriften aus dem Codice Atlantico, die in der Biblioteca Ambrosiana in Mailand verwahrt werden zu entnehmen, dass er sehr gerne Zutaten wie Kurkuma, Safran, Mohnblüten, Ginster, Senföl und Leinöl verwendete. Darüber hinaus erfand Leonardo da Vinci auch ein alkoholisches Getränk, das anschließend vom Museum Museo Ideale Da Vinci reproduziert wurde („L’acquarosa di Leonardo„).

Im Restaurantbereich

Übrigens gab sich dieser junge Koch auch nachdem er seinen Arbeitsplatz in der „Taverna delle tre lumache“ verloren hatte nicht geschlagen. Er setzte einen Freund von seiner Idee, Gerichte „ansehnlicher“ zu gestalten, in Kenntnis. Darunter verstand er das schöne Anrichten von Gerichten auf den Tellern ohne die Teller zu überfüllen; anschließend eröffnete er mit diesem Freund ein weiteres Lokal mit dem Namen „Le tre rane di Sandro e Leonardo“ („Zu den drei Fröschen bei Sandro und Leonardo“). Auch diesmal scheiterte er und von diesem Zeitpunkt an hatte Leonardo da Vinci nichts mehr mit der Gastronomie zu tun. Weder er noch sein Geschäftspartner, ein weiterer Schüler von Verrocchio, der den Namen Sandro Botticelli trug, kehrten jemals in diesen Sektor zurück. Vielmehr malte Botticelli unmittelbar danach eine der bekanntesten weiblichen Figuren der Geschichte.